Preisträgerinnen 2018

Gabi Kreslehner, Verena Ballhaus: Duhuu? Hast du mich lieb?

Tyrolia Verlag 2017
26 Seiten
14,95 Euro
ab 3 Jahren

Natürlich ließe sich die titelgebende kindliche Frage mit einem einmaligen, überzeugten Ja beantworten. Doch wo wäre der Spaß daran? Immer und immer wieder muss nachgefragt werden – nicht aus kindlicher Unsicherheit heraus, sondern aus dem Verlangen, die Vorbehaltlosigkeit der Antwort auszuloten. Entworfen werden die unterschiedlichsten Situationen, die ein Ja einschränken könnten. Situativ bestimmte Stimmungen weiten sich dabei zu immer umfassenderen und existentielleren Szenarien; letztlich erhält das dennoch immer bestimmte und schlichte Ja dadurch sogar eine transzendente Komponente. Die Illustrationen finden davon ausgehend eine eindrückliche Konstante, um das fragende Kind und die immer und immer wieder ausgesprochene Antwort miteinander zu verbinden. Verena Ballhaus spiegelt die jeweilige Stimmung der Fragesituationen in grafischen Kompositionen, in denen geometrische Formen in immer neuen Varianten arrangiert werden. Das dem Kind zugeordnete Quadrat und die in einen Farbkreis gesetzte Antwort repräsentieren das Vertrauensverhältnis, mit dem Frage und Antwort durchgehend aufeinander bezogen werden.

Michael Roher: Tintenblaue Kreise

Luftschacht Verlag 2017
184 Seiten
15,40 Euro
ab 12 Jahren

Das "Leguan" ist ein wunderbarer Ort: Im ersten Stock hat Sabine, genannt Biene, ihre "Kunst-und Unfug-Zimmerhöhle", im Erdgeschoß betreiben ihre liebevollen Eltern ein gemütliches Café, dessen Stammgäste zur Familie gehören. Beere etwa, dem Biene, die später Tätowiererin werden will, mit ihrem Kugelschreiber immer wieder kunstvoll den Unterarm verziert. Die Idylle bricht jedoch jäh zusammen, als Beeres kleiner Sohn am Herzen operiert werden muss und Biene ganz unmittelbar mit dem Tod konfrontiert wird. In diesem Moment ist ihr Mitschüler Phillip da, ein verschlossener Junge, der in der Schule schikaniert wird. Er hört zu, wird zu einem Freund – wenn nicht mehr... Humorvoll und warm erzählt Michael Roher über Familie und geglücktes Leben, Mobbing, Freundschaft und erste zarte Liebe. Er nimmt seine Figuren in ihrem Glück und Unglück ernst, bindet existentielle Fragen mit Leichtigkeit ein und zeigt, dass diese weder eindeutig noch einfach zu beantworten sind.

Sarah Michaela Orlovský: ich #wasimmerdasauchheißenmag
Mit Bildern von Ulrike Möltgen

Tyrolia Verlag 2017
216 Seiten
17,95 Euro
ab 13 Jahren

Was umfasst dieses seltsame Wort Ich? Die jugendliche Ich-Erzählerin Nono soll unerwartet ein kleines Geschwisterchen bekommen. Die befürchtete neue Familiendynamik veranlasst Nono, über sich selbst und ihren Platz im Leben nachzudenken. Sie startet eine sommerliche Selbsterkundung und hält die Ergebnisse scheinbar dokumentarisch in einem Notizbuch fest. Wie jedoch das Twitterkürzel im Titel bereits andeutet, gibt es auf die Frage nach dem Ich selten eine verbindliche Antwort; vielmehr überlagern sich die Antwortmöglichkeiten und entsprechen damit den unterschiedlichen Textsorten, mit deren Hilfe adoleszente Uneindeutigkeiten auf die formale Ebene des Romans übertragen werden: Nono patchworkt Listen, Aufzählungen, Spracherprobungen, Durchstreichungen, Versuchsanordnungen, lexikalische Einträge, E-Mails, Lyrik-Passagen sowie Ich-Reflexionen und folgt damit auch stilistisch variantenreich ihren Selbsterprobungen. In einer Art Suchspiel schlüpft sie in unterschiedliche Verkleidungen und Rollen und überprüft ihre Wirkung auf andere, um letztlich zu erkennen, dass der Wert des Ich sich immer im Du spiegelt.

Lilly Axster: Die Stadt war nie wach

Zaglossus 2017
168 Seiten
14,95 Euro
ab 14 Jahren

Tony, Minh, Ayo und die beiden Jungs Reza und Hannes sind seit Jahren ALLE FÜNF – unzertrennlich, Freund_innen für immer und ewig: "alles geht durch fünf zu teilen, sogar die vier farben im kartenspiel …". Und dann ist plötzlich alles anders: Reza gerät im Abstellraum der Schule in eine Szene, für die es keine Worte gibt – "irgendwas mit Lehrer und Schüler_innen und Sex"; Tony weiß nicht, ob sie schwanger und in wen sie verliebt ist; Hannes mietet heimlich eine Wohnung; Minh begehrt sprachlos Tony; und Ayo will dringend, dass sich etwas ändert … In glasklarer Sprache mit poetischen Einschüben fokussiert Lilly Axster auf 4 krisenhafte Wochen im Leben von 5 Jugendlichen. Sie beschreibt ihre Sehnsüchte und Ängste, macht das dichte Beziehungsnetz zwischen ihnen und ihren Eltern sichtbar und konfrontiert sie mit dem Missbrauch durch einen Lehrer. Und macht am Ende klar, dass Schweigen keine Lösung ist. Wie gut, dass am Ende ALLE FÜNF zusammenfinden und Hilfe suchen.