Preisträgerinnen und Preisträger 2019
Jens Rassmus: Das Nacht-Tier
G&G Verlag 2018
48 Seiten
19,95 Euro
Ab 4 Jahren
Wenn der kleine Ich-Erzähler nicht einschlafen kann, kommt das Nacht-Tier zu Besuch. Groß ist es, wild und zottig sieht es aus, mit riesigen kugelrunden Augen – und ist doch ganz lieb und zahm. Aufs Wort gehorcht es jedem Befehl des Jungen, läuft, springt, schwimmt und fliegt mit ihm auf dem Rücken aus dem Zimmer und aus der Stadt hinaus, über den See und auf den Berg und in den Himmel hinein. Bis sie wieder im Bett landen – wo sich das blauschwarze Nacht-Tier zum Kind unter die Decke kuschelt, ganz klein wird und sagt: "Schlaf!" Was jetzt, nach so aufregenden Abenteuern, natürlich wie von selbst geht. Poetisch und leise kommt dieses Bilderbuch daher, zart und weich, so wie das wuschelige Tier, in dessen Flausche-Zotteln sich der Junge gut festhalten kann und immer beschützt fühlt. Rhythmisch wie eine Welle trägt der gereimte Text, von blau-türkisen Bildern begleitet, durch die Gute-Nacht-Geschichte, in der die magische Übergangszeit zwischen Wachen und Träumen intensiv eingefangen wird. Mit diesem nächtlichen Besucher ist alles möglich – auch eine Reise zum Mond.
Albert Wendt: Henrikes Dachgarten. Das Wunder auf der Krummen Sieben
Mit Illustrationen von Linda Wolfsgruber
Jungbrunnen Verlag 2018
96 Seiten
14,00 Euro
Ab 9 Jahren
Der Garten von Henrike und ihrem Freund Henne, dem Dachdecker mit dem leichten Dachschaden, ist ein ganz besonderer Ort. Wundersame Dinge geschehen in diesem kleinen blühenden Paradies, oben auf dem Haus Krumme Gasse 7. Da wachsen Birken über Nacht und Enten brüten ihre Küken aus. Gegen diesen Zauber kann auch die Hexe Hux mit ihrem Kontrollzwang nichts machen – so eine wunderbare Welt lässt sich nicht stutzen. Hier sind die Gedanken frei, und für Menschen wie die unbeirrbar fantasiebegabte Henrike und den herzensguten Henne ist der Dachgarten ein Schutzraum, in dem sie gemeinsam allen Stürmen trotzen können. Und auch für andere, die auf den ersten Blick ein wenig seltsam anmuten mögen, etwa Old Botte, der in seinen großen Schuhen die Stadt durchforstet, um verletzte Stofftiere zu finden und zu heilen. Poetisch und märchenhaft ist der Tonfall, in dem Albert Wendt erzählt; gewandt entzieht sich seine Sprache jedem modernen Trend und wirkt dennoch nicht betulich, sondern einfach nur schön. So wie die in dunklem Grün gehaltenen Bilder und Vignetten von Linda Wolfsgruber. "Alles war gut", heißt es am Ende dieser Geschichte. So ist es.
Irmgard Kramer: 17 Erkenntnisse über Leander Blum
Loewe Verlag 2018
352 Seiten
18,50 Euro
Ab 14 Jahren
"Leander Blum riecht nach Terpentin", so lautet die erste Erkenntnis über den Titelhelden, die ebenso kryptisch wirkt, wie die Romanfigur selbst. Lila, 17 Jahre alt, weiß nicht viel über ihren neuen Sitznachbarn, darf jedoch nach und nach feststellen, dass es sich bei ihrem Schulkollegen um einen Charakter der vielschichtigeren Art handelt. Diese Komplexität scheint sich in der Form der Erzählung widerzuspiegeln, die nicht nur die beiden Ich-Perspektiven Leanders und Lilas, sondern auch unterschiedliche Zeitebenen zu einem spannenden Geflecht samt klugem Verweisspiel und dramatischem Finale kombiniert. Die einende Konstante ist dabei die Graffitikunst, die das Leben Leanders und dessen besten Freund Jonas bestimmt, und die die beiden Sprayer durch die Straßen und unter die Oberfläche Wiens treiben lässt. Irmgard Kramer komponiert einen packenden Jugendroman, der die Themen „Freundschaft“, „Kunst“ und „Liebe“ miteinander vereint und so gekonnt inszeniert, dass der Terpentingeruch, das Zischen der Dosen und die dreidimensionalen Lines förmlich in Nase, Ohr und vor Augen der Leserinnen und Leser zu treten scheinen.
Lilly Axster, Christine Aebi: Ein bisschen wie du / A little like you
Zaglossus Verlag 2018
64 Seiten
23,00 Euro
Ab 7 Jahren und für alle
"Du bist genau richtig, so, wie du bist." // "You are on point, Terry, just cool, just you." 2 Sprachen, 2 Arten, um eine wichtige Botschaft zu formulieren. Um einer jüngst verstorbenen Freundin zu gedenken, greift das Bilderbuchkollektiv neben der Bilingualität auf viele unterschiedliche Formen des Erzählens in Text und Bild zurück und kreiert so ein facettenreiches Erinnerungsbild an Mom Chioma, die als junge Frau von Nigeria nach Wien gekommen ist. Traurig gestimmt findet sich dort auch die Ich-Erzählerin Terry wieder. In einer Wohnung, in der der offene Kleiderschrank und die vielen persönlichen Gegenstände auf "die allergrößte Superheldin" verweisen. Vor allem sind es aber die Geschichten von früher, "von der Socken-Sache zum Beispiel, oder ihrem Sonntagskleid-Geheimnis", über das Ankommen in einem neuen Land und über das Recht anders sein zu dürfen, die die junge Terry so liebt(e). Ein Bilderbuch, dessen elaborierte Illustrationen, dessen fein abgestimmtes Spiel mit Schrift und Sprache ein farbenfrohes Denkmal setzen: für eine besondere Freundschaft und für eine besondere Frau.