Preisträgerinnen und Preisträger 2015
Sarah Michaela Orlovský, Michael Roher: Valentin, der Urlaubsheld
Picus Verlag 2014
128 Seiten
13,90 Euro
ab 6 Jahren
Schon in den letzten Schulstunden vor den Ferien träumt Valentin vom sonnigen Sandburgenparadies: inklusive Wasserrutschbahn, Delfinen und Spielgefährten. Große Erwartungen an den perfekten Urlaub also, mit denen der Kinderroman herrlich spielt. Denn dass die Fantasien der einzelnen Familienmitglieder mit der Realität nicht ganz konform gehen, zeigt sich schnell nach der Ankunft: Während Mama von einer Strandliege gebeutelt wird, leidet Papa an einer Lebensmittelvergiftung. Und Valentin? Valentin ist fad. Sarah Michaela Orlovský pointiert den manchmal euphorischen, manchmal lakonischen Tonfall eines Volksschülers mit genauem Blick und großem Humor. Michael Roher findet für Valentin, den Urlaubstiger, den Griechenritter, den Reisenden eine unverkennbare Gestalt und stellt den Kinderbuchhelden in ganz unterschiedliche Bildkontexte: Comicstrips, Fotos, Gedankenblasen oder Spielbretter fügen sich nahtlos in den stimmigen Text und bilden wie dieser Wunschtraum und Wirklichkeit gleichermaßen ab. Immer der kindlichen Perspektive folgend, erzählt der Roman in Text und Bild von Eigenengagement, Freundschaft und vermeintlichen Abenteuern und weiß das ambivalente, und doch so herrliche Gefühl von "Urlaub" treffend einzufangen.
Marjaleena Lembcke: Eva im Haus der Geschichten
Mit Bildern von Elsa Klever
Residenz Verlag 2014
152 Seiten
12,90 Euro
ab 9 Jahren
Alles beginnt mit einer großen Enttäuschung für ein kleines Mädchen: Aus der versprochenen Ferienreise mit Mama nach Mallorca wird nichts, stattdessen muss Eva 2 Wochen im ländlichen Nirgendwo bei Onkel Oliver verbringen. Der ist arbeitslos, hat kaum Geld und nicht einmal ein Auto. Allerdings kann er verdammt gute Geschichten erzählen. Geschichten, die hilfreich sind, wenn Eva Kummer hat oder nicht verstehen kann, warum sich ihre Eltern getrennt haben. Gemeinsam erörtern sie die drängendsten Fragen des Lebens und bewirken einiges an Veränderung in den familiären Beziehungen. Und so wird der zunächst ungewollte Aufenthalt für Eva schöner und bedeutender als es ein Trip nach Mallorca je hätte sein können. Marjaleena Lembcke erzählt zugleich mit großer Ernsthaftigkeit und feinem, leisem Witz und schafft es – wie es das Cover von Elsa Klever bereits andeutet – viele bereichernde Nebenfiguren und -geschichten mit der Haupthandlung zu verbinden.
Lizzy Hollatko: Der Sandengel
Verlag Jungbrunnen 2014
140 Seiten
14,95 Euro
ab 11 Jahren
Ein unendlicher Sommer in der Bloekomstraße: Sand unter den nackten Füßen, Kinderspiele am Wassertank, süßes Zuckerrohr zwischen den Zähnen. Der atmosphärisch dichte Debütroman erzählt aber auch "Geschichten von den Weißen und Schwarzen, von den Dingen, wie sie waren, und wie sie länger nicht mehr sein konnten." Die 12-jährige Ich-Erzählerin Rut und ihre Schwestern wachsen mit österreichischen Wurzeln im Südafrika der 1980er Jahre auf. Die Apartheit ist selbstverständlicher Teil ihres Lebensumfeldes, in ihren Reflexionen und der Erziehung der Mutter zur Solidarität aber wird die Ungerechtigkeit des Systems deutlich. Lizzy Hollatko verzichtet auf eine relativierende Außenstimme, lässt abwertende Begriffe wie "Ousies" oder "Barbaartjies" flüssig in die Alltagserzählung einfließen und zeigt das Umfeld jener Zeit nur durch die Augen der Mädchen, in deren Spiele sich immer wieder ganz akute gesellschaftspolitische Fragen einschleichen. Eine erzählerische Konsequenz, an der sich auch die Toleranz der jungen LeserInnen schult.
Renate Habinger, Verena Ballhaus: Kritzl & Klecks. Eine Entdeckungsreise ins Land des Zeichnens & Malens
Residenz Verlag 2014
96 Seiten
24,90 Euro
ab 7 Jahren
Hier wird gekritzelt, gekratzt und geschabt, gepinselt, getupft und gemalt. Denn "Kritzl & Klecks" ist zugleich Bilderbuch und Sachbuch, ein vielschichtiges, opulentes Werk für alle, die Bilder lieben, egal, wie alt sie sind. Schauen und Staunen dürfen da schon die Jüngsten, wenn Herr Kritzl und Frau Klecks sich morgens zum Tee einladen, mittags gemeinsam Spaghetti schmausen und abends im Theater Dornröschen sehen. Darüber hinaus eröffnen 46 Ausklappseiten eine Art "Making of" dieser schönen, kleinen Alltagsgeschichte. Da erläutern Verena Ballhaus und Renate Habinger die von ihnen angewandten künstlerischen Techniken und lüften illustratorische Geheimnisse, zum Beispiel über Monotypie und Saftpackerldruck, über "Tubentiere" und "Fingerfinken". Oder wie man mit Spaghetti zeichnet und eine Wiese stempelt. Immer anschaulich und klar, einfallsreich und unterhaltsam. Und voller überraschender (Bild-)Ideen, die Lust machen, alles selber auszuprobieren.